1982 waren Ethik und Nachhaltigkeit im Finanzsektor weitgehend unbekannt. Wenn überhaupt, verstand man damals unter einer nachhaltigen Anlage eine Investition, die über längere Zeit eine möglichst hohe Rendite abwirft.
Dr. Elisabeth Höller sah das anders. Die unabhängige Vermögensverwalterin fand es stossend, dass Schweizer Pensionskassen das Geld ihrer Destinatäre in Unternehmen investieren, die als Waffenhersteller von Kriegen profitieren. Oder Obligationen von Unternehmen kaufen, deren Geschäftsmodell auf Raubbau an der Natur basiert, auf Kinderarbeit oder auf klimaschädigenden Kühlmitteln. Dr. Höller wollte die Gelder ihrer Kunden sauber anlegen können – also in ethisch, sozial und ökologisch einwandfreie Firmen. Ihre grösste Herausforderung war, solche Aktien und Obligationen überhaupt erst zu finden. Denn es gab ganz einfach kein Research mit Fokus auf Ethik und Nachhaltigkeit. Also entwickelte sie ihren eigenen Research-Ansatz – und wurde zur Pionierin.
Dr. Elisabeth Höller zählt zu den bekanntesten Protagonistinnen für ethische Investments. Die studierte Juristin, Betriebs- und Volkswirtschafterin gründete 1982 in Zürich eine nach ihr benannte und sehr erfolgreiche Vermögensverwaltungsgesellschaft, die sie bis zum Verkauf 2005 leitete. Sie initiierte die Ethik-Fonds Prime Value und Prime Growth sowie den Invera-Nachhaltigkeitsfonds «Excellent Global Mix» (heute «Excellent ESG Global Bond»). Ihren bewährten Research-Ansatz brachte sie 2005 in die von ihr neu gegründete Invera ein. 2018 zog sie sich in den Ruhestand zurück.
Eine Mehrheit der Bevölkerung goutiert es heute nicht mehr, wenn sich Firmen zu Lasten der Umwelt bereichern oder in Sweatshops fertigen lassen. Schon manches Unternehmen hat diesen Umschwung in der öffentlichen Meinung unterschätzt oder ignoriert – und das später bitter bereut. Denn Informationen über unethisches und unökologisches Verhalten verbreiten sich heute blitzschnell über Social Media. Die öffentliche Empörung fegt wie ein Tornado über solche «Missetäter» – und vermag innert kürzester Zeit Reputation, Geschäft und Börsenkurs zu ruinieren.
Und weil Nachhaltigkeit sich eben nicht nur auf die Umwelt beschränkt, orientieren sich Unternehmen heute an den ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance – Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung). Wer gegen diese Regeln verstösst, wird in jeder Hinsicht abgestraft: Von den Kunden, von den Anlegern, auf dem Arbeitsmarkt und in den Medien. Nicht zuletzt wegen diesem Druck durch die Stakeholder halten sich deshalb immer mehr Unternehmen an die ESG-Richtlinien. Und so ergeben sich für private und institutionelle Investoren laufend neue Anlagemöglichkeiten.
Eine Anlage, die sich nur für den Investor auszahlt, kann nicht nachhaltig sein. Denn von nachhaltigen Anlagen profitieren automatisch auch die anderen Stakeholder. Angenommen, Sie kaufen Aktien einer (fiktiven) Firma, die innovative Technologien zur CO₂-Filterung entwickelt. Diese Geldanlage kommt nicht nur Ihnen, sondern auch der Umwelt zugute – sie erzielt also auch eine ökologische Rendite. Verhält sich dieses Unternehmen überdies vorbildlich punkto Gleichstellung und Unternehmensführung, so kommen zur finanziellen und zur ökologischen auch noch eine soziale sowie eine ethische Rendite hinzu.
Die komplexen globalen Lieferketten bilden eine enorme Herausforderung, für die Unternehmen ebenso wie für das Nachhaltigkeitsresearch: Schummelt garantiert keiner der unzähligen Subunternehmer in Fernost; halten sich wirklich alle an die Vorgaben des Auftraggebers? Und wuchs garantiert keine einzige der aus Brasilien importierten Bio-Sojabohnen auf einem Feld, das durch Brandrodung entstand? Transparenz zu schaffen bis in jede Verästelung der Lieferkette, ist schwierig und aufwendig – aber eminent wichtig.
Unser Research analysiert nach über 100 Kriterien. Ob wir Anlagen in ein Unternehmen oder von einem Emittenten empfehlen, beurteilen wir nicht allein nach ESG-Kriterien: Zusätzlich legen wir auch unsere eigenen, noch strengeren Massstäbe an. Dabei selektieren wir zuerst nach Negativ- und anschliessend nach Positivkriterien: Im ersten Schritt eliminieren wir alle Unternehmen und Emittenten, mit denen wir nichts zu tun haben wollen, weil sie gegen eines unserer Nulltoleranz-Kriterien verstossen. So bleiben nach dem ersten Schnitt nur Unternehmen und Emittenten übrig, gegen die wir nichts Grundsätzliches einzuwenden haben.
Im nächsten Schritt verteilen wir Pluspunkte an Anlagen, die sich bei unseren Positivkriterien besonders auszeichnen.
Um Transparenz zu schaffen, publizieren wir gerne die abschliessende Listen unserer Ausschlusskriterien für Unternehmen und Staaten. Bei gewissen Aspekten kennen wir null Toleranz, bei anderen setzen wir eine Toleranzgrenze am Gesamtumsatz des Unternehmens, respektive orientieren uns an den Scores der ESG-Analysen von Inrate.
Nulltoleranz für Staaten, …
Ein zentraler Aspekt unserer Nachhaltigkeitsanalyse ist auch die Beziehung eines Unternehmens zu seinen wichtigsten Stakeholdern. Dabei betrachten wir die wichtigsten sechs Gruppen von Stakeholdern ganzheitlich und gleichwertig. Wir suchen aktiv nach Unternehmen und Emittenten, die:
Je besser die Bewertung, desto grössere Chancen auf Aufnahme in unser Anlageuniversum hat die Aktie oder Obligation.